Verduno, Pervalega und die “Bercau”

Verduno liegt im Gebiet der Langhe, im Herzen des Gebiets wo Barbera, Barolo und Barbaresco sich die Hand geben. Neben bekannten Weingütern wie dem Castello di Verduno und Commendatore GB Burlotto, die vorwiegend Barolo vindizieren, gibt hier jedoch eine andre Rebsorte den Ton an. Die Pelaverga. Spannendes Ding, hatte ich hier im Piemonte in letzter Zeit öfter.

Doch lasst mich über die Trattoria dei Bercau sprechen. Wie könnte es anders sein, ein Tipp vom zeitweiligem Wahlpiemonteser, meinem Freund, Philippe Spasojevic. Die “Bercau”, eine klassische Trattoria wie sie im Buche steht, ist spartanisch eingerichtet aber der Duft, der aus der Küche strömt ist mehr als vielversprechend. Eine Trattoria, für die, die es nicht wissen, ist eine Gaststätte die eher einfach und familiär gestaltet ist. Einfach oft traditionelle Gerichte die Mittags bevorzugt gegessen werden.

 

 

Hier gibt es erstmal die Klassiker! Was mich hier besonders abholt, obwohl schon 100 Mal gegessen – der “Insalata Russa” – eine Art Kartoffelsalat mit Anchovis, in dem Fall Tonno, also Thunfisch,Kaper etc pp… Geschmacklich eine Bombe und mal nicht eiskalt serviert was einfach noch besser kommt! Dazu “saufen” wir erstmal eine Sauvignon, ich verbessere mich.. einen sehr schönen Sauvignon von ortsansässigen Commendatore Burlotto! -Hat der Zanetti gerade saufen gesagt???- Hat er! 35 Grad C. – Der Wein schön kühl, leicht – nach Grapefruit und Brenneseln duftend, ein Hauch Stachelbeere und eine frische saftige Säure.. den kann man saufen, auch als Schorle! Jo – richtig gehört. Warum auch sollte ich einen schlechten Wein nehmen für ne Schorle – “Geiz ist Geil” Denke leider!

Vitello Tonnato, zart rosa gegarter Kalbsrücken mit einem Hauch von Röstaroma, eine mordsmäßig gute Mayo on top, gefüllte Zuchiniblüten mit Salsiccia di Bra, Klabsbratwurst aus einem Nachbarort auf eine Fonduta mit Käse und Pilzen! Saugut! Das schreit dann schon gleich nach einem Glas gekühlter Pelaverga, wieder aus dem H<ause Burlotto – das Zeugs macht mich derart an! Die leichte Würze und saftigen Tannine – Top!

Tatar vom Fassone Piemontese – eine regionale, sehr schmackhafte Rinderrasse. Etwas Meersalz und Olivenöl, Kapern und Anchovis etc pp… Das Fleisch ist von toller Qualität, evtl ne Spur zu frisch, also nicht auf den Punkt gereift – dass aber nur wenn ich etwas zu bemängeln suchen würde. Pippo und ich gehen mit dem “Capo” ins stille temperierte Kämmerlein ein bisschen Wein raussuchen 😉 Ich bin im Paradies – Für ne Trattoria, Cazzeruola ist das ein amtlicher Weinkeller! Piemonte 3.0 Hier liegt alles was das Nebbiolo Herz begehrt!

 

 

Meine Augen leuchten beim Anblick der Großflaschen Cerretta und Francia von Giacomo Conterno. Philipp braucht offensichtlich noch Reiseproviant! Wir greifen für das Esseneine Pulle `11er Marchesi di Gresi Barbarisch Riserva aus der Lage “Camp Gros Martinenga”. Die erste hat leider Kork.. Anyways, die zweite ist ruckzuck geöffnet und duftet wunderschön nach Heckenrosen, Pfeffer, Weichselkirschen und etwas Himbeere und Tabak. im Mund allerdings noch etwas sperrig – zu jung… Funktioniert aber witzigerweise zum Spinatflan mit Castelmagno Fonduta. Hätte ich nie gedacht – vor allem wegen dem Spinat und der Säure des Nebbiolo – man lernt nie aus!

N bisl Past daft natürlich nicht fehlen. Agnolotti al Plin für mich. Gefüllt mit feinstem Ragù aus Salsiccia und Steinpilzen – ganz einfach in hervorragender, zerlassener Almbutter und etwas Salbei – un pò di Parmigiano – Vai! Das Leben kann so einfach so bezaubernd schön sein!Ohne viel Make Up und Parfum.. Semplicemente Semplice! Philippe hat den Gnocco Steno. einen Flachen Gnocchiteig, zart und weich und toll auch Kartoffeln schmeckend mit einer Fonduta aus Gorgonzola – Sinnlichkeit pur! Die Kids bekommen klassische Kartoffel Gnocchi al Pomodoro – auch ganz “einfach” tolle “Materia Prima” also beste Zutaten und simple Zubereitung! Das brauch ich, das will ich, das verlange ich nach jahrelangem Türmchen bauen und Schätzchen, mit Gelees etc.. Hier ist ne Trattoria wie Balsam für die überforderte Gourmet und Gourmandseele!

 

 

Und jetzt, ich dimmen, Beethoven Mondschein Sonate aufgelegt, Kerzen an… auf die Knie… Augenbinde… Nee falsch, das war was anders – zurückspulen vor die Augenbinde! Korkenzieher ansetzen, langsam und mittig ansetzen, riendrehen – mit nicht zuviel Kraft anziehen… Pffffffplppp. Meine Damen und Herren – es spielt für Sie auf der großen Bühne: “Giacomo Conterno Barolo Cerretta aus dem Jahr 2012 …. Stille, stöhnen.. nee schon wieder falsch.. Fast 😉 Toller Duft von Mokka und ein Hauch Haselnuss… Veilchen, Rosenwasser, Walderdbeeren, Cassis.. Zimt, Piment usw usf… Grandiosen – Zio Can`!!!! Kraftvoll aber elegant, toller Zug, straff mit einer Faust voll Frucht, direkt aufs Maul, gefolgt von Frische und feinem Gerbstoff der am Gaumen kühl mit etwas Bitterschokolade endet – wie ei Hauch von After Eight – Köstlich! Einfach Köstlich!

Barolo…ich hab mich neu in Dich verliebt – mit Dir macht es am meisten Spaß – bei Dir kann ich am längsten und auch öfter.. ohne Probleme. JA ICH WILL!!!

Szenenwechsel:

Hauptgang! Es gibt Kaninchen aus dem Ofen. Gefüllt mit Salsiccia und Kräutern – getoppt mit einer Menge Sommertrüffeln. Die sind natürlich im Vergleich zu dem weißen Wintertüffel etwas zurückhaltenderen in Duft und Aroma aber zu diesem Gericht passt das hervorragend!!! Saftiges Karnickel, würzige Salsiccia, Trüffel satt und dazu ein Maul voll leicht gekühlten, fein gereiften Barolo – Ich bin demütig und dankbar! Von Herzen! Das ist alles ein Privileg und mit entsprechender Andacht genieße ich es – in vollsten Zügen! Das sind Erinnerungen mit denen man im Schützengraben liegen kann wenn ich an Erzählungen Mienes Opas Willi denke – Gott hab ihn selig!  Ich erinnere mich genau daran… Hach..

 

 

Und nun wie immer: Was süßes – Panne Cotta mit einem Hauch Ziegenmilch. Für meinen persönlichen Geschmack hätte man ein wenig Zucker einsparen können aber das wird schön ausgeglichen mit der Säure der Ziegenmilch. Ein Dessert wie Punkrock – 3 Akkorde – 1,2,3,4 Los! Perfekt!

 

 

In der Einfachheit liegt bekanntlich der größte Genuss – es sind doch stets die einfachen Rezepte von Oma und Mama die unsere intensivsten Gefühle und Erinnerungen hervorrufen in welchen wir schwelgen können. Hier findet man genau solche Geschmäcker, solche Düfte, solche in einfaches und wohliges Stück Genuss – ich behalte es in bester Erinnerung!

 

 

Lasst es euch schmecken – Euer Zanzo aka WINEPUNK!

 

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